Nach Brand in Brennelemente-Fabrik: Viele Fragen sind noch ungeklärt

40 Jahre sind genug: Brennelementefabrik Lingen stilllegen!

Mehrere regionale Anti-Atomkraft-Initiativen sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Robin Wood und die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW rufen für Samstag, 19. Januar, unter dem Motto „40 Jahre sind genug – Brennelementefabrik Lingen stilllegen!“ zu einer Demonstration in Lingen auf. Anlass sind der 40. Jahrestag der Inbetriebnahme der bundesweit einzigen Brennelementefabrik direkt am 19. Januar sowie der gravierende Brand in der Brennelementefabrik Anfang Dezember.
Auftakt der Demo ist mit einer Kundgebung um 13 Uhr am Bahnhof Lingen, es folgt ein Demozug durch die Innenstadt zum Alten Rathaus auf dem Marktplatz.

Die Brennelementefabrik Lingen ist nach 40 Jahren Laufzeit veraltet, die Störfälle häufen sich und der jüngste Brand aus dem Dezember ist noch nicht aufgeklärt – vielmehr findet eine Verwirrungstaktik des Betreibers statt. Zudem gibt es bald in Deutschland durch die Abschaltung der restlichen Atomkraftwerke keinen Bedarf mehr für neue Brennelemente. Zudem ist der Export für Pannenreaktoren wie Tihange und Doel in Belgien oder Fessenheim und Cattenom in Frankreich unverantwortlich. Wir fordern deshalb die Atomanlage nach dem brisanten Brand nicht wieder in Betrieb gehen zu lassen und so den Atomausstieg auch bei der Versorgung der Atomkraftwerke einzuleiten!
Die Initiativen und Verbände sind zudem sehr unzufrieden mit dem bisherigen Stand der Aufklärung zum Brand in der Brennelementefabrik. Vor Weihnachten hatte es innerhalb weniger Tage mehrere unterschiedliche Versionen zum Ablauf des Störfalls gegeben. Welche davon zutrifft, lässt sich für die Öffentlichkeit kaum noch nachvollziehen, wenn alle paar Tage wieder eine neue Version geliefert wird.
Insbesondere ungeklärt sind die Fragen, warum sich in dem betroffenen Labor überhaupt brennbares Material befand. In einem Hochsicherheitsbereich müsste dies eigentlich verboten sein. Ebenfalls ungeklärt sind die genaue Menge des Urans in dem betroffenen Verdampfer und der genaue Verbleib des Urans. Auch wurde bislang weder von der Betreiberin Framatome noch von der niedersächsischen Atomaufsicht die Frage beantwortet, in welcher Weise eventuell fahrlässiges Handeln zu dem Brand geführt hat. Aus diesem Grund hatten Atomkraftgegner vor Weihnachten die Staatsanwaltschaft Osnabrück per Strafanzeige eingeschaltet. Initiativen und Verbände planen nun, sich mit einem ausführlichen Fragenkatalog direkt an die Atomaufsicht in Hannover zu wenden, um mehr Transparenz und Verlässlichkeit in die Aufklärung zu bringen.