Im AKW Neckarwestheim wurden laut Pressemeldungen vom 3. und 4. September 2019 bei der diesjährigen Revision erneut Risse in den Rohren des Dampferzeugersystems entdeckt. Laut Aussage des Landesumweltministeriums in Baden-Württemberg wurden „sicherheitstechnisch relevante rissartige Schwächungen…an 191 Rohren gemessen“. Die Anzahl der von Rissen betroffenen Rohre hat sich im Laufe des letzten Betriebsjahres somit annähernd verdoppelt! Bei der letzten Revision im Juni im nahezu baugleichen AKW Lingen II (Emsland) wurden ebenfalls solche Risse gefunden, aber statt wie von der Reaktorsicherheitskommission gefordert wurden nicht alle Rohre der Dampferzeuger untersucht, sondern nur 40%.
In Neckarwestheim erklärte AKW-Betreiberin EnBW/ENKK, dass das Ausmaß der Schäden in diesem Jahr „bis auf wenige Ausnahmen“ geringer sei als im letzten Jahr. Dies lässt den Umkehrschluss zu, dass die Schäden bei einigen Rohren sogar größer waren. Im vergangenen Jahr wurden „Wanddickenschwächungen“ von bis zu 91% gemessen. Die Betreiberin des AKW Lingen 2, RWE, muss also damit rechnen und es ist zu befürchten, dass während des jetzigen Betriebs täglich neue Risse entstehen, deren Ausmaß nicht abzuschätzen ist. Ein Abriss von Dampferzeugerrohren während des laufenden Betriebs kann katastrophale Folgen haben. Nach Angabe von Experten wäre das AKW dann möglicherweise nicht mehr kontrollierbar und größere Mengen Radioaktivität könnten in die Umwelt gelangen (s. fachliche Stellungnahme).
Es ist völlig inakzeptabel, dass solche sicherheitsrelevanten Schäden in einem über 30 Jahre alten Atomkraftwerk immer wieder nur unvollständig geflickt werden – wohlwissend, dass Schäden in diesem sensiblen Bereich der Anlage eine Reaktorkatastrophe auslösen können. Das AKW Lingen 2 muss daher sofort und dauerhaft vom Netz genommen werden. Zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt darf dann eine Wiederinbetriebnahme der schadhaften AKW in Neckarwestheim und Lingen auf den letzten Metern vor der endgültig geplanten Stilllegung Ende 2022 nicht mehr erfolgen!