- Datteln IV beschleunigt Klimawandel mit dreckiger Kohle aus Sibirien
- Urananreicherer Urenco soll Atommüll selbst entsorgen
Mit einem eindringlichen Appell an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) wenden sich die beiden Co-Vorsitzenden der russischen Umweltorganisation Ecodefense, Alexandra Koroleva und Vladimir Slivyak, gegen den Weiterbetrieb des Kohle-Kraftwerks Datteln IV, gegen die dafür notwendigen Kohleimporte aus Sibirien sowie gegen die laufenden Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Novouralsk bei Ekaterinburg. Unterstützt werden sie dabei von mehreren Anti-Atomkraft- und Klima-Initiativen aus dem Münsterland sowie dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Der Appell wurde am Sonntag auf einer Demonstration von Klima- und Anti-Atom-Initiativen in Münster vor dem Münsteraner Büro der Bundesumweltministerin erstmals vorgestellt.
In dem Schreiben erläutern Koroleva und Slivyak zum einen die aktuell schwierige Lage der russischen Umweltbewegung und prangern zum anderen das unverantwortliche Handeln der russischen Atom- und Kohleindustrie an. Durch die Kooperationen mit dem Urananreicherer Urenco und deutschen Energiekonzernen wie RWE, Uniper und EON kommt es in Russland sowohl durch den Uranmüllimport aus Deutschland wie auch durch den Kohle-Abbau im sibirischen Kuzbass für deutsche Kohlekraftwerke wie Datteln IV und Ibbenbüren zu schweren Umweltschäden.
Bereits im Januar hatten Ecodefense und Greenpeace Russland im Bundesumweltministerium in Berlin 70 000 Unterschriften gegen den Export von abgereichertem Uran aus Gronau überreicht. Im Februar und März hatten sich Koroleva und Slivyak vor der Corona-Pandemie an mehreren Protest-Aktionen und Veranstaltungen in Datteln und im Münsterland beteiligt. Frau Koroleva lebt derzeit in Deutschland, weil sie Russland aufgrund der schwierigen politischen Lage verlassen musste.
In dem Appell wenden sich die beiden Co-Vorsitzenden von Ecodefense direkt an die Bundesumweltministerin: „Welche Beweggründe auch immer zu Ihren Entscheidungen geführt haben, wir fordern Sie eindringlich auf: Ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen, um den Export des Uranmülls von Gronau nach Russland genauso zu stoppen wie den Weiterbetrieb von Datteln IV und den Import russischer Kohle. Für die Zukunft der Erde und der Menschheit muss dies sofort geschehen!“
Der eindringliche Appell aus Russland zeigt, dass die Inbetriebnahme von Datteln IV nicht im luftleeren Raum erfolgt und massive Konsequenzen für das Klima im Allgemeinen, aber auch für die Bergbau-Region Kuzbass in Sibirien hat. Gleichzeitig die ungelösten Atommüllprobleme in Deutschland auf die Menschen und die Umwelt in Russland abzuschieben, ist schlicht unverantwortlich. Auch wir fordern deshalb das sofortige Aus für Datteln IV, einen kompletten Importstopp für russische Kohle und das sofortige Ende der Uranmüllexporte von Gronau nach Russland.
Die Initiativen und Verbände zeigen sich zudem sehr besorgt angesichts der aktuellen Ölkatastrophe in Sibirien. Die rücksichtslose Industrialisierung ökologisch sehr fragiler Regionen zeigt hier seine gravierenden Folgen. Diese folgenschwere Umweltschädigung durch fortgesetzten Kohle-Abbau und die Lagerung von Uranmüll weiter zu fördern, ist verantwortungslos.