Mehr als 500 auf Demo in Ahaus – Widerstand gegen Castor-Transporte Jülich-Ahaus wächst

Gestern demonstrierten mehr als 500 Atomkraftgegner:innen bei zum Teil heftigen Regen in der Ahauser Innenstadt gegen die geplanten Transporte von 152 Castor-Behältern mit dem hochradioaktivem Atommüll des Forschungszentrums Jülich sowie weiterer Castoren vom Forschungsreaktor Garching ins Zwischenlager Ahaus. Dazu hatten über 40 Organisationen aufgerufen, darunter Umweltverbände, Parteien und kirchliche Organisationen. Mit der bislang größten Demo dieses Jahr wurde der Protest erneut deutlich stärker. Als die Demo die zentrale Kreuzung Schorlemmer-Straße / Kurt-Schumacher-Ring / Schöppinger Landstraße für die Abschlusskundgebung erreichte und damit die Castor-Strecke „lahmlegte“ (WDR), kam plötzlich doch noch die Sonne raus – und so war die Stimmung in der Demo gut und entschlossen. Allgemeiner Konsens: „Wir werden die Castor-Lawine stoppen!“

Deshalb wird es beim ersten Castor-Transport, dem Tag X1, jeweils um 18 Uhr vor dem Forschungszentrum Jülich sowie ab Bahnhof Ahaus zu Protesten kommen. Das steht jetzt schon fest und dafür erhalten wir bereits viel Unterstützung – wir freuen uns aber jede weitere solidarische Unterstützung – auch und gerade in den Städten und Gemeinden entlang der 170 km langen Autobahn-Strecke zwischen Jülich und Ahaus – damit der Protest gegen den Atommüll-Wahnsinn quer durch NRW deutlich sichtbar wird!

Im Demo-Aufruf gestern hieß es: „Die Endlagerfrage ist ungelöst! Unter allen genehmigten Zwischenlagern in Deutschland ist Ahaus neben Gorleben das mit den niedrigsten Sicherheitsstandards. Bereits 2036 läuft die Genehmigung für das Zwischenlager Ahaus aus – eine simple Verlängerung ist nicht hinnehmbar. Jeder Atommülltransport über die maroden Autobahnen mit riesiger Polizeibegleitung schafft eine neue Gefahrenlage“. Auch erinnern die Anti-Atomkraft-Initiativen daran, dass die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Castor-Transporte für eine sinnlose Mammutaufgabe hält.

Vor dem Verwaltungsgericht Berlin ist derzeit eine Klage des BUND NRW gegen die Transportgenehmigung anhängig, die derzeit auch den Start der Transporte (noch) verhindert. Der BUND NRW betonte: „Die NRW-Landesregierung muss die Vorbereitungen der Polizei für die Castor-Transporte nach Ahaus stoppen! Es dürfen keine Fakten geschaffen werden, solange noch vor Gericht verhandelt wird! Die jüngsten hybriden Bedrohungen mit Drohnen zeigen, dass ein Schutz von riesigen Castor-Konvois auf den Autobahnen nicht zu gewährleisten ist.“

Die BI „Kein Atommüll in Ahaus“ gab sich kämpferisch: „Wir werden das verantwortungslose Castor-Geschacher zwischen Düsseldorf und Berlin nicht einfach hinnehmen: Die Sicherheit muss im Vordergrund stehen und nicht die Kostenfrage oder Schuld-Zuweisungen! Wir setzen uns für einen langfristig verantwortungsvollen Umgang mit dem Atommüll ein. Der jetzt geplante Atommüll-Tourismus muss umgehend gestoppt werden.“

Das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ aus Jülich verwies auf den friedlichen und seit 15 Jahren währenden Einsatz für ein neues Zwischenlager in Jülich: „Die Politik hat bisher viel zu wenig getan, um die 152 sinnlosen Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus zu verhindern. Deshalb sind wir heute hier. Wir setzen gemeinsam ein Zeichen und machen deutlich, dass die Politik unsere Stimmen hören muss. Schon Mahatma Gandhi sagte: ‚Wir müssen auf die Straße gehen und uns für das einsetzen, was wir für richtig halten’.“

Unterstützung erhielten die Gruppen unter anderem aus Gorleben. Die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg betonte: „Gemeinsame Position war und ist: ‚Nichts rein – Nichts raus!‘ Beide Zwischenlager-Standorte nehmen all die Bedrohungen durch den Atommüll für die nächsten Jahrzehnte in Kauf. Wir fördern keinen Atommülltourismus! Ausgerechnet Ahaus für diese Haltung jetzt zu bestrafen, ist unerträglich. Es untergräbt unnötig das Vertrauen in die Endlagersuche. Verlässlichkeit, umfassende Problembetrachtung und das Ringen um gute Lösungen − diese Werte zeichnen die BI Ahaus und die BI Lüchow-Dannenberg seit Jahrzehnten aus. Die Politik täte gut daran, unsere Erfahrungen ernst zu nehmen.“

Die Anti-Atomkraft-Organisationen bereiten sich zudem bereits intensiv auf umfangreiche Proteste zwischen Jülich und Ahaus an einem möglichen Tag X1 vor, dem Tag des ersten Castor-Konvois über die Autobahnen von NRW.  So wird es an diesem Tag zum Auftakt um 18 Uhr vor dem Forschungszentrum Jülich und am Bahnhof in Ahaus zeitgleich zu Protest-Aktionen kommen.

Die Initiativen nehmen damit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) beim Wort, der kürzlich erklärt hatte, er könne auf jeden Castor-Transport gut verzichten – wir auch!