Neuer Atommüll für Ahaus – Frist 2020 soll gekippt werden

In Niedersachsen sind in der früheren und jüngeren Vergangenheit immer wieder beschädigte Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll in den Atommülllagern gefunden worden. Das sogenannte Fasslager Gorleben und die Landessammelstelle in Leese sollen nun geräumt werden – die ca. 1300 Fässer aus Gorleben sollen nach Ahaus gebracht werden, die insgesamt ca. 4800 Fässer, davon ca. 1400 älterem Datums, aus Leese werden vermutlich folgen. Die Genehmigung für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktivem Abfall in Gorleben läuft 2019 aus. Und in Leese wird der Pachtvertrag für die Halle nicht verlängert.

Kaputte Atommüllfässer

Alle  Atommüllfässer in beiden Lagern werden seit einiger Zeit bzw. seit kurzem kontrolliert, denn die Fässer sind so dicht gestapelt, dass sie nicht einsehbar sind. Es ist also noch gar nicht absehbar, wie viele und wie stark die Atommüllfässer letztendlich wirklich beschädigt sind. Nach jüngsten Studien dürften es in Leese über 400 beschädigte Fässer aus dem 1400 Fass-umfassenden Altbestand sein. Aufgefallen war ein Fass, aus dem Flüssigkeit tropfte – obwohl laut Beschriftung nur Papier darin enthalten war. Entdeckt wurden dann Glasflaschen mit unbekannten Flüssigkeiten, von denen einige zerbrochen waren.

Üblicherweise wird schwach- und mittelradioaktiver Atommüll in Fässer gefüllt, die dann mit Beton vergossen werden. Der Atommüll reagiert mit dem Wasser im Beton und bildet oft sehr korrosionsfördernde Substanzen. Das Vergießen mit Beton ist die billigste, langfristig aber die unsicherste Lösung, da der Rost die Denk- und Arbeitsprozesse verantwortlicher Ämter und Politiker überholt hat.

Konditionierung der Atommüllfässer

Zum Neu- oder Umverpacken, reisen die Fässer aus Gorleben bereits seit einiger Zeit in die Duisburger Atommüllkonditionierungsanlage. „Die vorhandenen Abfälle werden (in Duisburg) lediglich umverpackt, was ohne besondere bauliche Schutzmaßnahmen möglich ist. Theoretisch wären diese Maßnahmen also auch in Gorleben möglich. In der für den Standort Gorleben erteilten Genehmigung der GNS ist dieser Umgang aber mutmaßlich nicht zugelassen. Die Änderung der Genehmigung in Gorleben dürfte recht langwierig sein, weshalb neben den Umbaumaßnahmen auch der zeitliche Aufwand zu betrachten ist sowie etwaige Fristen zur Auslagerung der Fässer aus dem Lager Gorleben.“ (Quelle: Mitteilungsvorlage für die öffentliche Sitzung des Umweltausschusses der Stadt Duisburg vom 13.09.2016, veröffentlicht am 22.8.2016,  VI/31-02 Weiss, 5933 Drucksache-Nr. 16-0683/1).

Allerdings befindet sich die Duisburger GNS Atommüllkonditionierungsanlage bereits im Rückbau, seit Ende 2017 wird kein Atommüll mehr zur Verarbeitung angenommen. Noch nicht verarbeitete Atommüllfässer aus Gorleben wurden in die nun größere GNS Atommüllkonditionierungsanlage nach Jülich verbracht – dorthin dürften auch die übrigen Fässer aus Gorleben gehen. Für die Fässer aus Leese läuft gerade ein Ausschreibungsverfahren. In der Ausschreibung heißt es aber, dass die bisherige Erfahrung im Umgang mit Atommüll und solchen Verpackungsarbeiten einen sehr hohen Stellenwert beim Zuschlag des Auftrags hat – damit könnte auch dieser Auftrag an die GNS in Jülich geben. Die Strecke Jülich-Ahaus dürfte damit zur meistbefahrenen Atommüllstrecke in Deutschland werden! Atommülltourismus statt langfristige und sichere Entsorgungskonzepte!

Ahauser Atommülllager bis zum St. Nimmerleinstag?

Sollte tatsächlich die Einlagerung der schwach- und mittelradioaktiven Atommüllfässer in Ahaus durch die Bezirksregierung Münster (Abteilung Arbeitsschutz/ Strahlenschutz) genehmigt werden, wären damit die ursprünglichen Fristen für Atommülllagerung in Ahaus hinfällig: Nach jetzigem Stand darf schwach- und mittelradioaktiver Atommüll nur noch 2 Jahre – bis 2020 in Ahaus gelagert werden. Der Betreiber des Ahauser Atommüllagers hat beantragt, diese Frist bis ins unendliche zu Verlängern – allerdings ist dieses Verfahren noch nicht abgeschlossen. Sollte also eine Einlagerungsgenehmigung für die ca. 1700 Fässer aus Gorleben erteilt werden, würde die Entscheidung für die Entfristung der schwach- und mittelradioaktiven Atommülllagerung vorweg genommen und neue Fakten geschaffen bzw. „gestapelt“. Auch würde sich mit solch einer Genehmigung und Entfristung über die ursprüngliche Gesamtlaufzeit des Ahauser Atommülllagers von 2036 hinweggesetzt werden.

Dies werden wir nicht zulassen! Die BI Ahaus hat ein erstes Protestschreiben an die Genehmigungsbehörde (Bezirksregierung Münster) geschickt, prüft rechtliche Schritte und auch die Stadt Ahaus sieht das ganze sehr kritisch.

http://www.bi-ahaus.de/

Quellen/ weiterführende Informationen:

https://www.umwelt.niedersachsen.de/themen/atomaufsicht/versorgung/zwischenlager/abfalllager_gorleben_alg/abfalllager-gorleben-alg-126391.html

http://www.umwelt.niedersachsen.de/atomaufsicht/versorgung/landessammelstelle/landessammelstelle-fuer-radioaktive-abfaelle-8980.html

http://www.antiatom-buendnis-niederrhein.de/1587-2/