Das WDR-Magazin Westpol hat angesichts der jüngsten Uranmüll-Transporte von Urenco nach Russland und der Proteste einen ausführlichen Bericht und Interview mit der russischen Umweltaktivistin Alexandra Korolewa gebracht. Hier geht es zum Beitrag in der WDR-Mediathek.
Bislang waren nur Exporte ab diesem Mai bekannt, Urenco gestand aber gegenüber dem WDR-Magazin Westpol, dass es seit 2016 wieder Exporte gebe. Es gibt starke Hinweise, dass hinter den jetzt bekannt gewordenen zusätzlichen Exporten aus Großbritannien in Wirklichkeit Kettenexporte aus Gronau stecken.
In 2017 hatte Urenco gegenüber den Westfälischen Nachrichten in Gronau eingestanden, dass insgesamt 12 700 t abgereichertes UF6 aus Gronau zunächst nach Südfrankreich zur sog. „Dekonversion“ in Uranoxid geliefert worden seien. Just in 2016 sei das Uranoxid dann aber von Südfrankreich zur britischen Urananreicherungsanlage Capenhurst „getauscht“ worden. Eine wirkliche Erklärung dafür gab es nicht. Abgereichertes UF6 fällt bei der Urananreicherung als Abfallstoff an, in Gronau ca. 5000 t pro Jahr. Zur sichereren Lagerung wird es in Uranoxid umgewandelt. Dafür wurde in Gronau 2014 eine Uranmüll-Lagerhalle eröffnet, die aber bis auf Weiteres leersteht.
Nun ergibt sich eine völlig neue Sachlage: Während die 12 700 t abgereichertes Uran aus Gronau 2016 effektiv nicht mehr zur Entsorgung zurückkamen, lagern in Russland nun 12 000 t mehr. Die britische UAA Capenhurst wurde 2016 anscheinend als reine Mittlerstation genutzt, um den eigentlichen Export von Gronau zu verschleiern. Egal welche Uranfässer tatsächlich nach Russland gelangten, im Gesamtkonzern Urenco zählt nur die Gesamtbilanz.
Trotz mehrfacher Nachfragen in Briefen, persönlichen Gesprächen und auf den Jahreshauptversammlungen wurden die neuen Exporte von Gronau via Capenhurst nach Russland und jetzt direkt nach Russland zwei Jahre lang von Urenco, den Urenco-Miteigentümern RWE und EON sowie des Bundesumweltministeriums verschwiegen. Das ist Vertuschung. Die Behauptung, es handele sich um „Wertstoff“, ist eine reine Schutzbehauptung, um einer strafrechtlichen Verfolgung in Deutschland und Russland zu entgehen.
Im August 2018 waren VertreterInnen des Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, der IPPNW und von ICAN Deutschland von RWE zu einem Gespräch im RWE-Hauptquartier in Essen eingeladen. Mit am Tisch saß der Chef von Ureno Deutschland, Dr. Joachim Ohnemus. Weder Herr Ohnemus noch die RWE-Vertreter berichteten trotz Nachfragen über die neuen Russland-Verträge. Zwei Monate später fand im Oktober 2018 ein weiteres Gespräch im Bundesumweltministerium (BMU) in Bonn statt. Auch dort verschwiegen die Ministeriumsvertreter die neuen Russland-Geschäfte. Auch schriftlich gab das Ministerium im August 2018 und im September 2019 keinerlei brauchbare Auskunft auf konkrete Fragen zum Thema.
Offensichtlich war allen Beteiligten bei Urenco, bei RWE und im BMU die Brisanz der Russland-Verträge sehr klar. Deshalb wurde versucht, diese so lange wie möglich geheim zu halten. Das ist ein Skandal, der Konsequenzen haben muss. Urenco und RWE sind nicht willens, ihren eigenen Atommüll in Deutschland sicher zu entsorgen und sie täuschen dafür die Öffentlichkeit. Wer mit seinemAtommüll nichts anzufangen weiß, muss seine Uranfabriken schließen!