28. Juli, 17 Uhr, Mahnwache vor Brennelementefabrik Lingen gegen neue Uranlieferung aus Russland

Update 28. Juli: Heute Morgen ist der russische Atomfrachters „Mikhail Dudin“ wieder in Rotterdam eingetroffen und zunächst vor der Hafeneinfahrt vor Anker gegangen. Laut Hafen-Website soll die Verladung am Rhenus-Kai heute Abend/Nacht beginnen. Heute um 17 Uhr findet deshalb vor der Brennelementefabrik in Lingen, Am Seitenkanal 1, eine Mahnwache statt. Wir fordern ein Ende der Atomgeschäfte mit dem Kreml sowie die sofortige Stilllegung der Brennelementefabrik und der nahegelegenen Urananreicherungsanlage Gronau.

Via Rotterdam wird die Brennelementefabrik in Lingen mit russischem Uran versorgt. Wie aus Daten der Marine-Website „Vesselfinder“ hervorgeht, könnte es sich dieses Mal um die größte Uranlieferung seit Beginn des Ukrainekriegs vor drei Jahren handeln. Der angezeigte Tiefgang des Schiffes lässt im Vergleich zum letzten Transport am Pfingstmontag auf eine rund dreimal größere Uranladung schließen. Wir rechnen deshalb für Dienstag und Mittwoch mit LKW-Transporten mit dem angereicherten Uran von Rotterdam nach Lingen.

Es ist zu vermuten, dass der russische Atomkonzern Rosatom und die Eigentümerin der Lingener Brennelementefabrik, die französische Framatome, vor Inkrafttreten möglicher EU-Sanktionen die Uranbestände deutlich auffüllen wollen. Zudem läuft die aktuellste, beim zuständigen Bundesamt BASE veröffentlichte Transportgenehmigung für Uranimporte aus Russland am 31. Juli aus.

Die Anti-Atomkraft-Organisationen erneuern deshalb eindringlich ihre Forderung an Bundeskanzler Friedrich Merz, für ein unverzügliches Ende der verantwortungslosen Atomgeschäfte mit dem Kreml zu sorgen. Die FAZ sprach Ende Juni von „Brennelementen von Putins Gnaden.“ Die Lieferungen sind Teil einer Kooperation der Brennelementefabrik Lingen mit Russlands Atomkonzern Rosatom, die in Zukunft auch zu einem Ausbau der Brennelementefabrik im Emsland führen soll.

Die Anti-Atom-Initiativen erklären hierzu:
„Die Ankunft der Mikhail Dudin zeigt, dass das Problem der Urangeschäfte mit dem Kreml nicht kleiner, sondern immer noch größer wird. Framatome setzt in Lingen massiv auf russisches Uran und für den anvisierten Ausbau auch auf russisches Know-How und russisches Fachpersonal. Anstatt von Russland unabhängig zu werden, verstrickt sich Framatome in Lingen immer weiter in die geopolitischen Atomprojekte von Präsident Putin. Hier muss endlich ein Umdenken stattfinden – Atomenergie führt nur in geopolitische Abhängigkeiten.““Mehr als drei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine muss diese Uranlieferung auch die Letzte sein. Die Bundesregierung darf keine neuen Import- und Transportgenehmigungen erteilen. Der Uranhandel mit dem Kreml-Konzern Rosatom verschafft Putin unnötig Macht und Geld − und er fällt der Ukraine in den Rücken. Bundeskanzler Friedrich Merz muss jetzt dafür sorgen, dass die Geschäfte mit dem russischen Atomsektor endlich beendet werden. Im Emsland muss Merz die Kooperation der Lingener Brennelementfabrik mit Rosatom stoppen − zu groß sind die Gefahren für die Sicherheit Deutschlands.“

Framatome verharmlost in Lingen Atom-Deals mit Putin

Zudem kritisieren die Anti-Atomkraft-Organisationen Versuche des Eigentümers der Brennelementefabrik in Lingen, des französischen Atomkonzerns Framatome, die Bedeutung und das Ausmaß der Kooperation mit dem Kreml-Atomkonzern Rosatom herunterzuspielen. So bezieht die Lingener Atomfabrik nicht nur in wachsendem Ausmaß Uran aus Russland − in 2024 waren die Importe gegenüber 2023 laut Niedersächsischem Umweltministerium um 66% gestiegen. Framatome will darüber hinaus die Brennelementeherstellung in Lingen durch ein Joint Venture gemeinsam mit Rosatom ausbauen. Der Lingener Brennelementehersteller möchte sich zur Herstellung „russischer“ Brennelemente für Osteuropa bei Rosatom das technische Know-How einkaufen und macht sich so vom Kreml direkt abhängig. Die anvisierte Zusammenarbeit geht weit über die bisherigen Lieferverträge hinaus und soll zeitlich unbefristet laufen. Atomspezialisten von Rosatom waren dafür im Frühjahr 2024 bereits zu Schulungszwecken und zum persönlichen Kennenlernen der Framatome-Mitarbeiter in Lingen. Der Genehmigungsantrag liegt weiterhin beim niedersächsischen Umweltministerium. In 2024 waren dort 11 000 Einwendungen eingegangen und es hatte in Lingen im November einen dreitägigen Erörterungstermin gegeben.