FAZ zu Lingen: „Brennelemente von Putins Gnaden“
Mit einer Mahnwache vor der Brennelementfabrik in Lingen/Emsland haben Anti-Atomkraft-Organisationen am Morgen ihren Appell an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) untermauert, die immer noch umfangreichen Atomgeschäfte mit dem Kreml endlich zu beenden. Dazu gehören ein sofortiger Einfuhrstopp für russisches Uran, das in Lingen zu Brennelementen verarbeitet wird, sowie die Ablehnung eines Antrags des Lingener Brennelementherstellers Framatome zur Zusammenarbeit mit dem Kreml-Atomkonzern Rosatom. Framatome möchte mit einer Lizenz von Rosatom mit russischem Uran, russischem Know-How und auch russischen Brennstab-Bauteilen „russische“ Brennelemente für Osteuropa herstellen. Gegen das sicherheitspolitisch brisante Vorhaben waren 2024 rund 11 000 Einwendungen beim zuständigen Niedersächsischen Umweltministerium eingereicht worden.
In Lingen warnte Vladimir Slivyak, Träger des Alternativen Nobelpreises 2021 und Ko-Vorsitzender der in Umweltorganisation Ecodefense, heute eindringlich vor der Kooperation mit Rosatom: „Präsident Putin nutzt Rosatom als geopolitische Waffe, um seinen Einfluss auf die Energie-Infrastruktur in Europa auszubauen. Die Kooperation mit Framatome in Lingen ist ein gefährliches Beispiel für seine weitreichenden Ambitionen und könnte zum Beispiel zu Sabotage führen. In jedem Fall würden die energiepolitischen Abhängigkeiten vom Kreml gefährlich anwachsen.“
Passend dazu berichtete die FAZ diese Woche unter der Überschrift „Deutsche Brennelemente von Putins Gnaden“ ausführlich über den geplanten Atom-Deal zwischen Framatome und Rosatom in Lingen. So wurde bekannt, dass das Niedersächsische Umweltministerium bei der Bundesregierung eine neue Sicherheitseinschätzung erbeten hat, „da sich die Warnungen vor gezielter Sabotage, Spionage und Desinformation durch Russland (…) verstärken“.
Der Kooperations-Antrag von Framatome hätte längst abgelehnt werden müssen. Der Kreml kann kein verlässlicher Kooperationspartner für die sicherheitspolitisch äußerst sensible Atomindustrie sein. Wir erwarten vom Bundeskanzler, dass er seinen Ankündigungen in Bezug auf neue Sanktionen Taten folgen lässt und die Atomgeschäfte mit dem Kreml komplett einstellt. Atomenergie ist keine neutrale Energie, sondern sorgt für knallharte geopolitische Abhängigkeiten. Es braucht den Umstieg auf Erneuerbare Energien!
15. Juli: Rosatom-Doku „Die Nuklearfalle“ bei arte
Für Dienstag, 15. Juli, hat der deutsch-französische Sender Arte um 20.15 Uhr die Ausstrahlung der Rosatom-Doku „Die Nuklearfalle – Putins Deals mit dem Westen“ angekündigt, die in dieser Woche kurzfristig verschoben worden war.