Auf Einladung von RWE besuchte eine Gruppe münsterländer Anti-Atom-Aktivisten die Urananreicherungsanlage der Urenco in Gronau. Nach einer Werksbesichtigung hatte die Unternehmensleitung um Dr. Ohnemus eine knappe Stunde für ein Gespräch eingeräumt.
Eon und RWE sind auf deutscher Seite neben England und den Niederlanden je zu einem sechstel am internationalen Urenco-Konzern beteiligt.
Die Aktivist_innen hatten gehofft, dass sie im direkten Gespräch mit RWE und Urenco Antworten auf drängenden Fragen bekommen, die RWE auf den Aktionärsversammlungen schuldig geblieben war, aber klare Antworten blieben aus. Was aber auch nicht weiter überraschend war. Interessant waren hingegen Äußerungen zu Lieferungen zu den Pannen-AKW in Belgien:
Urenco Deutschland weiter zu Lieferungen an Pannen-AKW in Doel und Tihange bereit
Keine Konsequenzen für die Geschäftspolitik zieht Urenco aus dem maroden Zustand der belgischen AKW. Urenco-Gronau hatte schon in der Vergangenheit mit seiner Anreicherung den Betrieb der Reaktoren in Tihange und Doel unterstützt, deren Weiterbetrieb von deutschen Regierungsstellen als Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung in NRW und Belgien bewertet wird.
Auf Nachfrage seitens der Anti-Atomaktivisten zu einer Lieferbeteiligung, gab die Urenco Gronau an, dass es zur Zeit keine Geschäftsbeziehungen mehr geben würde – Urenco Gronau würde aber liefern, wenn es denn einen Auftrag aus Tihange oder Doel gäbe. Ob andere Anlagen des Urenco Konzerns aktuell liefern würden, war angeblich nicht bekannt.
Das Aktionsbündnis Münsterland warnt die Urenco davor, sich weiter am Risiko-Betrieb der belgischen AKW zu beteiligen und so aus kommerziellen Gründen die Bevölkerung in NRW und Belgien zu gefährden.
Leerstand der Gronauer Uranoxidlagerhalle auf unbestimmte Zeit
Wann die seit Jahren diskutierte Inbetriebnahme der Lagerhalle tatsächlich kommt, konnte die Geschäftsleitung nicht sagen. Die Inbetriebnahme der schon seit 2014 fertigen Halle für 60.000 Tonnen Uranoxid wurde immer wieder verschoben. Urenco führte im Gespräch jetzt einen sogenannten Tausch von 12.000 Tonnen Uranoxid gegen unangereichertes Uran mit dem Schwesterunternehmen in England an. Eigentlich war eine Lagerung als Wertstoff in der neuen Halle in Gronau vorgesehen. Auf die Nachfrage, warum der ominöse Tausch erfolgt sei, verstrickte die Geschäftsleitung sich in Widersprüche.
Es bleibt das Geheimnis von Urenco Deutschland, wieso die 12.000 Tonnen Uranmüll jetzt, so kurz vor der Bundestagswahl mit Urenco Großbritannien getauscht wurden und nicht, wie eigentlich vorgesehen in die neue Halle in Gronau eingelagert werden. Ein Schelm, wer daran denkt, dass Großbritannien bald nicht mehr in der EU ist. Eine drohende Entsorgung von möglichem Uranmüll scheint somit von Urenco Deutschland umgangen worden zu sein.
Beteiligung am US-Atomwaffenprogramm
Auf Fragen zu einer möglichen Beteiligung des Urenco-Konzerns (speziell der Anlage in den USA/New Mexico) am US-Atomwaffenprogramm gab sich die Gronauer Unternehmensleitung überrascht und konnte nur eine Beteiligung von deutscher Seite ausschließen. Ob dies eingehalten wird, bleibt nach Ansicht der Atomkraftgegner fraglich, da Urenco Gronau bereits in der Vergangenheit an eine Brennelementefabrik des US-Atomwaffenprogramms geliefert hatte.