- Spatenstich-Symbolik hilft nicht gegen Tihange-Risiken und Klimawandel
- Umwelt-AktivistInnen wollen Gesprächseinladung an Laschet überreichen
- NRW-Ministerpräsident Laschet muss handeln statt zu drohen und zu bluffen
AktivistInnen von Umwelt-Initiativen wollen morgen beim symbolischen Spatenstich zum Bau des ALEGrO-Stromkabels zwischen Deutschland und Belgien erneut eine Gesprächseinladung an NRW-Ministerpräsident Laschet überreichen. Die AktivistInnen fordern vom Ministerpräsidenten endlich problemlösendes Handeln statt Symbolik, Schaumschlägerei und aggressiver Rhetorik. Vermittelnde Worte im Braunkohle-Streit oder konkrete Schritte für einen Export-Stopp von Uran-Brennstoff nach Belgien fehlen in Laschets Politik weiterhin.
ALEGrO-Stromkabel: Braunkohlestrom-Export ohne belgischen Atomausstieg?
Der Bau des ALEGrO-Stromkabels geht noch auf einen Beschluss der EU-Kommission im Jahre 2010 zurück. Das Projekt hat nichts mit Laschets jüngsten Horrorszenarien zum Blackout durch Braunkohle-Ausstieg, seinem Wahlversprechen, sich für die Stilllegung der Rissereaktoren einzusetzen, oder dem aktuellen AKW-Ausfall in Belgien zu tun. Aufgrund des Stromleitungsbeginns in Oberzier könnte RWE mit seinen Braunkohlekraftwerken beim Stromexport profitieren. Einen schnelleren Atomausstieg durch deutschen Braunkohlestrom lehnt die belgische Regierung aber ab. Wenn aber, wie aktuell, sechs von sieben belgischen Reaktoren mängelbedingt ausfallen, würde Belgien den Braunkohlestrom vermutlich gerne nutzen.
Man findet bislang lediglich die Bestätigung eines Abschnittes für eine weitere Leitung nach Belgien in der Fortschreibung des Netzentwicklungsplans bis 2030, mehr nicht. Ein schneller belgischer Atomausstieg durch neue, grenzübergreifende Stromkabel ist also nicht in Sicht.
Laschet blockiert Export-Verbot für Uran-Brennstoff
Immer noch werden die belgischen Reaktoren von der Urananreicherungsanlage Gronau und der Brennelementefabrik Lingen mit Brennstoff versorgt.
Anstatt die grün-schwarze baden-württembergische Bundesratsinitiative für ein Export-Verbot von Uran-Brennstoff zu nutzen, blockiert NRW-Ministerpräsident Laschet diese. Als Begründung führt Laschet an, dass es bei der Bundesratsinitiative ganz allgemein um grenznahe, störanfällige alte AKW, also auch Fessenheim und Cattenom in Frankreich gehe, und nicht nur um Tihange und Doel. Er befürchtet daher juristische Probleme. Eine eigene Bundesrats-Initiative für ein Exportverbot gibt es aus NRW jedoch nicht!
Auch im Bundestag hat die CDU sich bislang dahingehend geäußert, die dort von Grünen und Linken beantragte Gesetzesänderung zur Stilllegung der Uranfabriken in Gronau und Lingen sowie das Export-Verbot für die Rissereaktoren abzulehnen. Herr Laschet muss sich bei der CDU im Bundestag für ein solches Export-Verbot einsetzen um sein Wahlversprechen bezüglich der Rissereaktoren zu halten.
Umwelt-Initiativen erneuern Gesprächsangebot an Laschet
Einladungen beziehungsweise Anfragen zu Gesprächen an Laschet bezüglich des Hambacher Waldes gab es unter anderem bereits 2017. Bislang hat Herr Laschet jegliche Übergabe von Briefen und Einladungen ignoriert und stattdessen mit aggressiven Worten auf Umweltinitiativen eingedroschen und sich auf die Seite von RWE gestellt. Die Verbände und Umweltinitiativen betonen, dass sie dennoch zu ihrem Gesprächsangebot stehen und von Ministerpräsident Laschet eine sachliche Diskussion zu Atom- und Kohleausstieg sowie zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit fordern.Dementsprechend wollen sie ihn morgen persönlich einladen. Man darf gespannt sein, ob dies gelingt.
bisherige Gesprächsangebote/ Einladungen:
- 2017 wurde Herr Laschet mehrfach, u. a. von Antje Grothus, schriftlich zu Gesprächen bezüglich des Braunkohleausstiegs/ Hambacher Waldes eingeladen.
- Auf die Forderung von Umweltverbänden und Initiativen für ein Moratorium Mitte August reagierte er nicht
- Vor der Räumung des Hambacher Forstes sagte Laschet, das Thema gehe ihn nichts an, das sei Sache von RWE
- Im September 2018 wurde Herr Laschet mit einer Mahnwache „Reden statt Roden“ vor der Staatskanzlei öffentlich zu schlichtenden Gesprächen aufgefordert
-
Den Besuch der Greenpeace-Aktivisten in der Staatskanzlei unter dem Motto „Reden statt Roden“ hat Herr Laschet ignoriert und Mitarbeiter vorgeschickt
Hintergrund-Informationen zur ALEGrO-Stromleitung:
- ALEGrO ist Teil der sogenannten „Transeuropäischen Netze Energie“ (TEN-E) und wird als prioritäres Projekt (PCI) mit EU-Mitteln Co-finanziert
- Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) statt Wechselstrom-Übertragungsleitung
- elektrische Energie aus ALEGrO kann nur an den Konvertern an Anfangs-/Endpunkten Oberzier (NRW-Braunkohlegebiet) bzw. Lixhe (Belgisch/Niederländische Grenze) eingespeist/ entnommen werden
- Die Bundesnetzagentur führt als Gründe für den Bau von ALEGrO lediglich die Entlastung bestehender Leitungen an, insbesondere die über die Niederlande an.