Kundgebung 4.8.: DFG-VK & IPPNW mit Redebeiträgen

Rund 20 Anti-Atomkraft- und Friedens-Initiativen sowie weitere Organisationen rufen für Sonntag, 4. August 2019, um 13 Uhr zu einer Friedenskundgebung vor der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau auf. Auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), die Ärzteorganisation IPPNW und der Bundesverband der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) gehören zu den aufrufenden Organisationen. Das Motto der Kundgebung lautet: „Kein atomares Wettrüsten – Urananreicherung sofort beenden – auch in Gronau“.

Am heutigen Freitag läuft der INF-Mittelstreckenraketenvertrag für Europa aus, nächste Woche jähren sich die Jahrestage der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki – und nun beginnt auch am Persischen Golf erneut eine Aufrüstungsspirale rund um die militärische Nutzbarkeit der Urananreicherung im Iran. Wenn die Bundesregierung es mit ihrem Ruf nach atomarer Abrüstung ernst meint, dann muss sie dem neuen Atomwaffenverbotsvertrag beitreten, der der UNO vorliegt.

Bundesregierung muss konkrete Abrüstungsschritte einleiten

Die Bundesregierung muss ihren aktuellen Sitz im UNO-Sicherheitsrat dafür nutzen, von den Atomwaffenmächten konkrete Schritte zur atomaren Abrüstung zu verlangen. Dabei sollte die Bundesregierung bei sich selbst anfangen: Zum einen ist der Abzug der 20 US-Atomwaffen vom deutschen Luftwaffenstützpunkt Büchel erforderlich, zum anderen die umgehende Stilllegung der bundesdeutschen Urananreicherungsanlage in Gronau. Urananreicherung im industriellen Maßstab wird zukünftig für zivile Zwecke nicht mehr benötigt, denn Atomkraft ist ein Auslaufmodell. Stattdessen wird Urananreicherung in Zukunft hauptsächlich für militärische Zwecke eingesetzt werden, z. B. für Atomreaktoren in U-Booten.

Die Initiativen und Verbände lehnen ausdrücklich die jetzigen Versuche des in Gronau ansässigen britisch-deutsch-niederländischen Urananreicherers Urenco ab, in den USA selbst Uran bis zu 20 % Uran 235 anreichern zu wollen. Anfang Juli warnte Oliver Meier, Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), gegenüber der Deutschen Presse Agentur mit Blick auf den Iran vor einer solchen Höheranreicherung: „Wer auf 20 Prozent angereichert hat, hat 90 Prozent der Arbeitsschritte bis zum waffenfähigen Uran hinter sich.“

Friedensnobelpreisorganisationen sprechen bei der Kundgebung

Bei der Kundgebung in Gronau werden u. a. je eine Vertreterin der IPPNW sowie von ICAN Deutschland sprechen. Beide Organisationen haben für ihre Arbeit zum Verbot von Atomwaffen jeweils den Friedensnobelpreis erhalten. Ebenfalls sprechen wird ein Vertreter der DFG-VK und die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ wird über den drohenden Transport von atomwaffenfähigem Nuklear-Material von Garching nach Ahaus informieren.

Gedenken an Hiroshima und Nagasaki

Ein Redebeitrag der japanisch-deutschen Initiative Sayonara Genpatsu aus Düsseldorf wird an die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August 1945 erinnern. Mit diesen Atombombenabwürfen wurde weltweit deutlich, wie verheerend ein Atomkrieg für die Menschheit ist. Die Kundgebungsteilnehmer wollen am Sonntag in Gronau mit einer Schweigeminute den zahllosen Opfern der Atombombenabwürfe gedenken.

Grußwort von bedrängter russischer Umweltorganisation Ecodefense

Zudem wird ein Grußwort der Co-Geschäftsführerin der russischen Umweltorganisation Ecodefense, Alexandra Koroleva (WDR-Bericht), vorgetragen. Frau Koroleva musste aufgrund ihrer engagierten Umweltarbeit im Juni 2019 Russland verlassen und hat in Deutschland Asyl beantragt. Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland arbeiten schon seit Jahren sehr eng mit Ecodefense zusammen, weil allein aus der Urananreicherungsanlage in Gronau bis 2009 rund 27 000 Tonnen Uranmüll zur Endlagerung nach Russland exportiert wurden. Die Initiativen erklären sich mit Ecodefense und Frau Koroleva ausdrücklich solidarisch und fordern ein Ende der staatlichen Repression in Russland. Die Bundesregierung muss sich hier klar an die Seite der bedrängten zivilgesellschaftlichen Organisationen stellen.

Rahmenprogramm

Die Redebeiträge bei der Kundgebung werden musikalisch mit Gitarre und Gesang umrahmt. Für das leibliche Wohl sorgt die VolxKüche Schüttorf. Die VolxKüche weist darauf hin, dass noch Kuchenspenden willkommen sind und direkt vor Ort am Sonntag abgegeben werden können.