Mehr als 100 in Gronau gegen atomares Wettrüsten – Grußwort Koroleva

Mehr als 100 Menschen haben am 4.8. vor der Gronauer Urananreicherungsanlage gegen das erneute atomare Wettrüsten zwischen den USA, Russland, dem Iran, aber auch der Beteiligung des Urenco-Konzerns mit seiner Gronauer Urananreicherungsanlage demonstriert. Es wurde ein Grußwort von der russischen Umweltaktivistin Alexandra Koroleva verlesen. Sie ist aktuell in Deutschland und beantragt politisches Asyl, da die russische Justiz die Vorsitzende von Ecodefense mit Strafbefehlen überschüttet und als „ausländische Agentin“ hinter Gitter bringen will.

Wir dokumentieren hier das Grußwort von Alexandra Koroleva und solidarisieren uns mit ihr und ihren russischen KollegInnen. Umweltschutz ist kein Verbrechen – und die internationale Zusammenarbeit von Umwelt-Initiativen erst recht nicht. Vorallem, wenn internationale Konzerne wie Urenco bis 2009 ihren Atommüll nach Russland brachten, Rosatom AKW nahe der EU bauen wollte und aktuell in Russland beim atomaren Wettrüsten wieder Atomunfälle passieren.


„Liebe Freundinnen und Freunde,

ich heiße Alexandra Koroleva und arbeite für die russische Umweltorganisation Ecodefense. Viele von euch kennen unsere Gruppe sehr gut, weil wir gemeinsam gegen den Export von radioaktivem Uranmüll der Urenco nach Russland protestiert haben. Und wahrscheinlich haben einige von euch auch meinen Kollegen Vladimir Slivyak kennengelernt, der viele Anti-Atom-Aktionen zusammen mit deutschen Gruppen organisiert hat. Ich weiß, dass Vladimir auf Demonstrationen in Deutschland oft über den Druck gesprochen hat, den wir hier in Russland erleben. Und dazu möchte ich euch aktuelle Infos geben.

Leider hat sich die Situation verschlechtert, weil die Repression gegenüber Ecodefense und anderen Umweltgruppen zunimmt. Vor einigen Jahren erließ die russische Regierung ein Gesetz, um die Gruppen als „ausländische Agenten“ zu diskreditieren, wenn sie es wagen, die Machthaber mit der Wahrheit zu konfrontieren. Ecodefense war die erste Umweltgruppe in Russland, die als „ausländischer Agent“ abgestempelt wurde. Der Grund dafür war unsere erfolgreiche Kampagne, um den Bau eines Atomkraftwerks bei Kaliningrad zu verhindern. Wir haben uns niemals mit diesem verunglimpfenden Label abgefunden, weil wir für keine ausländische Macht arbeiten, sondern nur für unser eigenes Land.

Das russische Justizministerium hat nicht weniger als 28 Verfahren gegen Ecodefense angestrengt, weil wir gegen das „Ausländische-Agenten-„Gesetz verstoßen hätten. Am 30. Mai wurden dann gleich fünf Strafverfahren gegen mich persönlich eingeleitet, sodass mir bis zu zwei Jahre Gefängnis für meine Umweltaktivitäten drohen. Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit Russland zu verlassen und ich habe jetzt politisches Asyl in Deutschland beantragt. Doch gleichzeitig bleiben meine Freunde und Kollegen in Russland und sind weiterhin in Gefahr.

Die Zeiten in Russland sind sehr schwierig und die Regierung übt viel Druck auf Aktivisten aus, die die Regierung kritisieren. Unsere erfolgreiche Arbeit gegen die Atomenergie ist einer der Gründe dafür. Atomenergie ist gefährlich, teuer, unmenschlich und sie muss deshalb weltweit aufgegeben werden. Atomenergie ist auch kontraproduktiv im Kampf gegen den Klimawandel. Der einzig vernünftige Weg ist der Einsatz von erneuerbaren Energien.

Urenco hier in Gronau ist mit der Urananreicherung Teil der internationalen nuklearen Brennstoffkette, welche die Atomindustrie am Leben hält. In einem Land, das sich eigentlich von der Atomenergie verabschieden will, sollte Urenco keine Zukunft haben. Alle Atomanlagen sollten stillgelegt werden, um atomare Desaster zu verhindern und keinen weiteren Atommüll zu produzieren. Der Atommüll bleibt für sehr viele Generationen ein gefährliches Problem.

Ich möchte meine Solidarität mit eurem Kampf gegen Urenco und gegen die Atomindustrie im Allgemeinen ausdrücken. Gemeinsam und solidarisch werden wir dabei gewinnen.“


In den Redebeiträgen von VertreterInnen der IPPNW, ICAN, der DFG-VK und des Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen wurde betont, dass das atomare Wettrüsten zwischen Russland und den USA sofort beendet werden muss. Ebenso die eskalierende Anreicherungsspirale, bei der aktuell der Iran wieder über 20% anreichern will und Urenco angekündigt hat, in den USA auf 19,75% anzureichern um sich beim US-Militär als Lieferant für „militärische Reaktoren“ anzubieten.