- Mahnwachen in Gronau und Münster
- „Urenco lässt Menschen in Russland für Gronauer Atommüll zahlen“
Am Montag verließ wieder unter Protest ein Uranmüllzug mit mehreren hundert Tonnen abgereichertem Uranhexafluorid (UF6) die Urananreicherungsanlage Gronau. Erstes Fahrtziel ist der Hafen von Amsterdam, von wo der Uranmüll per Schiff nach Russland transportiert wird. Die Transportlok traf gegen 9.35 Uhr an der Urananreicherungsanlage Gronau ein, der Uranfrachter Mikhail Dudin liegt schon im Amerikahaven von Amsterdam.
In Gronau wird deshalb seit 8 Uhr bereits auf der Bahnbrücke (Max-Planck-Straße) vor der Urananreicherungsanlage mit einer Mahnwache protestiert. In Münster beginnt heute um 11 Uhr eine Mahnwache am Alfred-Krupp-Weg/Ecke Roddestraße am Güterbahnhof. Beide Mahnwachen wurden von den beiden Stadtverwaltungen erneut mit Corona-kompatiblen Auflagen bestätigt.
Es ist unfassbar, dass der Urenco-Konzern derart uneinsichtig seinen Atommüll auch während der Corona-Pandemie ohne jede Vorabinformation für die Bevölkerung auf die Reise schickt. Es ist zudem absolut unverantwortbar, dass Urenco den Menschen in Russland die Verantwortung für den weiteren Umgang mit dem Gronauer Uranmüll zuschiebt. Nun müssen die Menschen dort den Preis bezahlen für die gescheiterte Atommüllentsorgung in Gronau. Selbst in normalen Zeiten ist in Russland kaum Protest möglich, wenn dann nur als „1-Personen-Mahnwachen“ damit man nicht unter repressive Versammlungsgesetze fällt. Nun ist in Zeiten der Ausgangssperren gar kein Protest gegen den Atommülltourismus möglich. Der Urenco-Konzern zeigt einmal mehr, dass die Nutzung der Atomkraft nicht nur gefährlich für Mensch und Umwelt, sondern auch unvereinbar mit demokratischen und emanzipierten Gesellschaften sind. Die Uranmüllexporte und die Urananreicherung in Gronau müssen dringend beendet werden.
Erst Anfang April hatte sich die Stadt Münster beim Urenco-Konzern gegen die Urantransporte durch Münster ausgesprochen. Auch Grüne und Linke kritisieren die Atommüllexporte nach Russland. Sowohl Anfang April wie auch am letzten Montag hatten Anti-Atomkraft-Initiativen in Gronau, Münster und Enschede gegen die Urantransporte mit Mahnwachen protestiert. Die Corona-kompatiblen Mahnwachen waren zum Teil gerichtlich durchgesetzt worden.
Die Route der Uranmüllzüge führt von Gronau über Steinfurt, Münster, Drensteinfurt, Hamm, den Kreis Unna, das Ruhrgebiet, Duisburg, Viersen, Mönchengladbach, Venlo und viele niederländische Orte bis zum Hafen Amsterdam. Nach der Verschiffung nach St. Petersburg geht es per Bahn weiter zum Zielort Novouralsk bei Ekaterinburg. Novouralsk ist eine sog. „Geschlossene Atomstadt“ aus sowjetischen Zeiten, die für Außenstehende nur mit Sondergenehmigung zu betreten ist. In Novouralsk wird der Uranmüll unter freiem Himmel für unbestimmte Zeit gelagert.
Hintergründe:
Die Urananreicherungsanlage in Gronau wird vom Urenco-Konzern betrieben. Sie gehört zu je einem Drittel dem niederländischen und britischen Staat – das deutsche Drittel teilen sich RWE und EON zu gleichen Teilen. Die Bundesregierung und die NRW-Landesregierung üben die fachliche und politische Atomaufsicht über die Urananreicherung in Gronau aus. Beide Regierungen lehnen eine Stilllegung der Urananreicherungsanlage im Rahmen des deutschen Atomausstiegs bislang ab. Dagegen gab es in den letzten Jahren immer wieder Proteste von Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden. Erst im Januar hatten die russischen Umweltorganisationen Greenpeace und Ecodefense im Bundesumweltministerium 70 000 Unterschriften aus Russland gegen die Uranmüllexporte überreicht.