Mit spontanen Mahnwachen auf einer Brücke vor der Gronauer Urananreicherungsanlage und am Hauptbahnhof von Münster wurde am Dienstag (2. Juni) gegen die Abfahrt eines Sonderzuges mit Uranmüll von Gronau über Münster nach Russland demonstriert. Trotz Corona und des Pfingstfeiertages machte sich die rollende Zeitbombe im Dschungel der derzeitigen Corona- Sicherheitsbestimmungen auf den Weg. Fotos gibts bei der Anti-Atom-Aktuell.
In Lingen ging am Pfingstwochenende nach der Revision das AKW Emsland wieder ans Netz – die Revision wurde nicht verlängert, obwohl wegen der Corona-Pandemie weniger Personal und verschärfte Hygiene-Regeln wie Sicherheitsabstände galten. Man muss davon ausgehen, dass die Untersuchung also noch ungründlicher und unvollständiger als sowieso schon ablief. Gegen die Wiederinbetriebnahme gab es auch eine Mahnwache.
Der Transportweg des Uranmüll-Zuges
Die Route der Uranmüllzüge führt von Gronau über Steinfurt, Münster, Drensteinfurt, Hamm, den Kreis Unna, das Ruhrgebiet, den Grenzübergängen Emmerich bzw. Venlo und viele niederländische Orte bis zum Hafen Amsterdam. Der Uranmüllzug fuhr am Dienstag um 13.15 Uhr durch den Hauptbahnhof in Münster. Die Durchfahrt in Hamm war um 13.50 Uhr und um 15.15 Uhr wurde der Uranzug am Güterbahnhof Hagen-Vorhalle gesichtet. Von dort gibt es noch zwei Fahrtmöglichkeiten: Über Hagen-Gevelsberg-Wuppertal-Düsseldorf-Mönchengladbach-Venlo oder über
Hagen-Witten-Dortmund-Castrop-Herne-Wanne-Eickel-Gesenkirchen-Oberhausen-Wesel- Emmerich. Erstes Fahrtziel des Uranmüllsonderzuges ist der Hafen von Amsterdam. Dort übernimmt der Uranfrachter Mikhail Dudin die radioaktive Fracht aus Gronau und transportiert sie nach Russland. Nach der Verschiffung nach St.Petersburg geht es per Bahn weiter zum Zielort Novouralsk bei Ekaterinburg. Novouralsk ist eine sog. „Geschlossene Atomstadt“ aus sowjetischen Zeiten, die für Außenstehende nur mit Sondergenehmigung zu betreten ist. In Novouralsk wird der Uranmüll unter freiem Himmel für unbestimmte Zeit gelagert. Bei dem Transportmaterial handelt es sich um abgereichertes Uranhaxafluorid, das bei der Urananreicherung in großen Mengen als Uranmüll anfällt.
Weitere Urantransporte mit belgischen LKW
Während der Mahnwache in Gronau erreichten zudem mehrere belgische LKW mit jeweils einem Uranhexafluoridcontainer die Gronauer Urananreicherungsanlage. Unsere Proteste richten sich gegen alle Urantransportem denn Transportarten sind gefährlich. Uranhexafluorid bildet bei Freisetzung die stark ätzende und meist tödliche Flusssäure. Sonderzüge mit Uranmüll sind 2019 und 2020 bereits mehrfach von Gronau nach
Russland gestartet. Anfang April hatte sich deshalb die Stadt Münster beim Urenco- Konzern, der die Uranfabrik in Gronau betreibt, gegen die Urantransporte durch Münster ausgesprochen. Und Immer wieder protestieren Anti-Atomkraft-Initiativen gegen die Urantransporte mit Mahnwachen.
Die Proteste gehen weiter
Am Sonntag (7. Juni) werden sich traditionell um 14 Uhr wieder Mitglieder mehrerer Anti-Atomkraft- und Friedensinitiativen aus dem Dreiländereck NRW-Niederlande-Niedersachsen zum traditionellen Sonntagsspaziergang an der Gronauer Uranfabrik treffen.
Ebenfalls für Sonntag, 7. Juni, rufen Anti-Atomkraft- und Klima-Initaitiven zur Teilnahme an einer Fahrrad-Demonstration in Münster zum Münsteraner Wahlkreisbüro von Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, um angesichts der Inbetriebnahme des Kohekraftwerkes Datteln IV und der fortgesetzten Uranmüllexporte von Gronau nach Russland gemeinsam für einen sofortigen Ausstieg aus Kohle und Atom zu protestieren. Startpunkt ist um 14 Uhr auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums zwischen Friedrich- Ebert-Straße und Alfred-Krupp-Weg.
Hintergründe
Die Urananreicherungsanlage in Gronau wird vom Urenco-Konzern betrieben. Sie gehört zu je einem Drittel dem niederländischen und britischen Staat – das deutsche Drittel teilen sich RWE und EON zu gleichen Teilen. Die Bundesregierung und die NRW- Landesregierung üben die fachliche und politische Atomaufsicht über die Urananreicherung in Gronau aus. Beide Regierungen lehnen eine Stilllegung der Urananreicherungsanlage im Rahmen des deutschen Atomausstiegs bislang ab. Dagegen gab es in den letzten Jahren immer wieder Proteste von Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden. Erst im Januar hatten die russischen Umweltorganisationen Greenpeace und Ecodefense im Bundesumweltministerium 70 000 Unterschriften aus Russland gegen die Uranmüllexporte überreicht.