Atom oder Kohle? Falsche Frage: Erneuerbare müssen her – massiv und sofort!

Es fällt nicht leicht, dieser Tage den Energiedebatten in Berlin und anderswo ohne Nervenzusammenbruch zu folgen. Es scheint, als sei vielerorts jeglicher Maßstab und jegliche Orientierung verloren gegangen: Wir ruinieren das Klima? Also baggern wir mehr Braunkohle ab, importieren noch mehr Kohle aus Kolumbien und Südafrika – und reißen Lützerath ab. In der Ukraine werden AKW zu militärischen Kampfobjekten und in Frankreich fallen sie reihenweise wegen gravierender technischer Mängel aus? Also fordern wir Laufzeitverlängerungen ausgerechnet für AKW. Tschernobyl? Fukushima? Offensichtlich schon vergessen. Wir wollen uns von Putins Energie-Erpressungen unabhängig machen? Also kaufen wir weiter Uran aus Russland ein oder baggern neue Uranminen in Afrika ab. Wir wissen, dass Fracking hochgiftig ist? Also importieren wir zukünftig gefracktes LNG-Gas. Welchen Planeten wollen wir den kommenden Generationen hinterlassen? Ist uns egal, Hauptsache Strom und Gas bleiben billig.

Das alles ist der totale Irrsinn und ein dramatischer intellektueller Rückfall: Denn der einzig wirklich wichtige Bezugspunkt der Klimadebatte wird dabei völlig verdrängt – wir brauchen einen massiven Ausbau der Erneuerbaren – und zwar jetzt!!! Aber genau den wollen offensichtlich viele Parteien und Konzerne nicht, weil das ihr Geschäftsmodell beschädigt. Deshalb werfen sie eine Nebelkerze nach der anderen. Die FDP führt in Niedersachsen einen Pro-Atom-Wahlkampf, fliegt dafür aus dem Landtag und will nun ganz im Stile eines Poker-Spielers bei der Atomkraft „all in“ gehen, wie Fraktionschef Dürr sagt. Die Grünen-Führung erlaubt den Abriss von Lützerath und billigt völlig widersinnige und gefährliche Laufzeitverlängerungen für zwei altersschwache AKW – und nennt das Vernunft. Sie feiert sich dafür, dass sie uns, dem Klima und den kommenden Generationen eine „Zumutung“ nach der anderen aufdrückt. Rationale Argumente dringen kaum noch durch. Und wo bleibt der Bagger für die neuen Windräder und Solaranlagen??? Da tut sich nix. Wo bleibt der Zwang zum Energiesparen? Denn wir müssen eindeutig runter von unserem unverantwortbar hohen Energieverbrauch. Wer den Leuten einredet, das könne alles immer so zum Nulltarif weitergehen, verschärft die Krise nur noch.

Fakt ist: Wir müssen uns viel mehr anstrengen, wenn wir der Doppelklammer von Klimakatastrophe und Putins Angriffs- und Energiekrieg etwas entgegensetzen sollen. Dafür gilt: Jede Investition und Verlängerung für alte fossile und nukleare Technologien ist ein Rückschlag für die Erneuerbaren. Nur die volle Konzentration auf den erneuerbaren Ausweg aus der Energiekrise wird uns an Ziel bringen. Wer den Tag damit verbringt, ohne jede Not das Atomgesetz zu ändern oder widersinnige Polizeieinsätze für Lützerath zu planen, die/der hat halt keine Zeit für den Ausbau der Erneuerbaren. Wer nur mit RWE, E.ON, Uniper & Co. redet, setzt am Ende natürlich nur auf deren Vorschläge – und verbleibt in der alten fossilen und nuklearen Denke.

Wir müssen dringend raus aus diesem Tunnelblick, der uns nur weiter in den Schlamassel führt – und uns wieder auf die eigentlichen Ziele konzentrieren. Auch wenn das schwierig ist, aber die „verlockenden“ Angebote der Ewiggestrigen sind keine Lösung. Vladimir Putin freut sich sicherlich über die jetzige Diskussion in Deutschland und anderen Ländern. Denn er hat alles im Angebot, was die Ewiggestrigen wünschen: Gas, Kohle, Uran, Öl …

Die Zukunft ist erneuerbar – lassen wir uns nicht kirremachen!