- Proteste in mehreren Städten angekündigt
- Dienstag/Mittwoch weitere Uranmüll-LKW-Konvois
Mehrere Anti-Atomkraft-Initiativen sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz rechnen für den morgigen Montag mit dem Start eines neuen Uranmüllzugs mit rund 600 t abgereichertem Uranhexafluorid (UF6) von der Urananreicherungsanlage Gronau via Amsterdam nach Russland. Dagegen wurden für morgen u. a. in Gronau, Münster, Hiltrup und Hamm Mahnwachen und Kundgebungen angemeldet. Zusätzlich sind in mehreren Ruhrgebietsstädten Proteste geplant:
- Gronau: ab 8 Uhr, Bahnbrücke vor der UAA-Einfahrt
- Münster: ab 11 Uhr, Staufenplatz/Erphostraße
- Hiltrup: ab 11.30 Uhr, Bahnhof
- Hamm: ab 14.30 Uhr, vor dem Hauptbahnhof
Für Dienstag und Mittwoch erwarten die Anti-Atomkraft-Initiativen zudem zwei zusätzliche LKW-Konvois mit weiteren 300 t abgereichertem UF6, die von Gronau via Enschede über die Autobahn direkt zum Verladehafen von Amsterdam fahren, um gemeinsam mit dem Bahntransport nach St. Petersburg verschifft zu werden. Zielort ist die russische Atomfabrik Novouralsk.
Anfang der Woche forderten 47 russische, niederländische und deutsche Umweltorganisationen und Anti-Atomkraft-Initiativen einen dringenden Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den sofortigen Stopp der Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland. Schon in den vergangenen Monaten gab es dazu in Russland, den Niederlanden und in Deutschland immer wieder Protestaktionen. Nun wurde jedoch bekannt, dass Urenco offensichtlich mit Billigung der Bundesregierung die Genehmigung für zusätzliche 10 Uranmülltransporte bis 2023 erhalten hat.
Die fortgesetzten Uranmüllexporte von der deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau zur billigen Entsorgung in Russland sind unmoralisch und verwerflich. Wer seinen eigenen Atommüll nicht selbst sicher entsorgen kann oder will, darf seine Betriebsgenehmigung nicht behalten. Russland ist nicht die Gronauer Atommüll-Halde. Wir fordern den sofortigen Stopp der Uranmüllexporte von Gronau nach Russland – und damit verbunden die sofortige Stilllegung der Urananreicherungsanlage in Gronau.
Hintergründe zu den Uranmüllexporten:
Bereits im Januar hatten die russischen Umweltorganisationen Ecodefense und Greenpeace Russland im Bundesumweltministerium in Berlin 70 000 Unterschriften gegen den Export von abgereichertem Uran aus Gronau überreicht. Am letzten Dienstag hatte sich Ecodefense in einem Appell erneut direkt an Bundesumweltministerin Svenja Schulze gewandt. Seit Oktober 2019 finden zudem zu jedem Uranmülltransport von Gronau nach Russland internationale Protestaktionen statt. Zwei Uranzüge wurden im Münsterland durch Abseilaktionen für mehrere Stunden aufgehalten.
Das abgereicherte Uran in Form von Uranhexafluorid (UF6) fährt zunächst per Bahn von Gronau über Münster nach Hamm. Von dort gibt es drei Bahnstrecken durch das Ruhrgebiet zur niederländischen Grenze: a) Hamm-Lünen-Datteln-Recklinghausen-Oberhausen-Emmerich, b) Hamm-Dortmund-Herne-Gelsenkirchen-Oberhausen-Emmerich sowie c) Hamm-Unna-Hagen-Wuppertal-Düsseldorf/Duisburg-Mönchengladbach/Viersen-Venlo. In Amsterdam wird die Uranfracht auf die „Mikhail Dudin“ verladen und rund um Dänemark sowie an Kopenhagen/Malmö, Helsinki und Tallinn vorbei nach St. Petersburg. Danach geht es erneut per Bahn zur geschlossenen Atomstadt Novouralsk bei Ekaterinburg.
Die Urananreicherungsanlage Gronau wird vom internationalen Urenco-Konzern betrieben, der zu je einem Drittel dem britischen und niederländischen Staat gehört. Das deutsche Drittel befindet sich zu gleichen Anteilen im Besitz von RWE und EON. Allein aus Gronau wird rund jedes zehnte AKW weltweit mit Uranbrennstoff für die Brennelemente versorgt.
Zwischen 1995 und 2009 gelangten bereits 27 300 t abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) von Gronau nach Russland. Danach wurden die Transporte aufgrund der internationalen Proteste eingestellt. Seit Wiederaufnahme der Transporte im Mai 2019 kamen nach neuesten Angaben der NRW-Landesregierung allein in 2019 8.855 t hinzu. Mit bislang vier weiteren Urantransporten in 2020 kamen weitere 3.600 t hinzu. Allein für 2020 sind sechs weitere Transporte mit weiteren 5.400 t geplant. Sollte die obengenannte niederländische Transportgenehmigung umgesetzt werden, dann kämen in 2021 nochmals 9.000 t hinzu. Unter dem Strich würde das für die drei Jahre 2019-2021 insgesamt fast 27 000 t abgereichertes UF6 zusammen – praktisch genauso viel wie in den Jahren 1995–2009 insgesamt!