Mit einem erstaunlichen Bekenntnis zum Atomausstieg hat sich der Lingener AKW-Chef Wolfgang Kahlert von RWE zu Wort gemeldet. Es gebe für die Atomkraft keine Zukunft in Lingen – und das von einem Mann, der sein ganzes Berufsleben im AKW verbracht hat. Seine Aussage, dass die Laufzeitverlängerung für Lingen eine „politische Entscheidung“ sei, liest sich fast wie leise Kritik an der Ampel in Berlin. Und neue Brennelemente bestelle man auch nicht, so hieß es aus der Konzernzentrale in Essen.
Aber festzuhalten bleibt natürlich auch, dass RWE nicht gezwungen ist, den Reaktor bis zum 15. April am Netz zu halten – sondern dies rein freiwillig macht und gut daran verdient. Ende Januar wird das AKW sogar nochmal für zwei Wochen runtergefahren, um schon ausgetauschte Brennelemente wieder neu einzusetzen. Das ist ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Selbst danach bringt das AKW nur noch 75 % Leistung. Schon jetzt beginnt der langsame Streckbetrieb.
Ebenfalls kritisch ist, dass beim Abschalten kein einziges der bereits durch Risse aufgefallenen Druckrohre untersucht wird. Nichts soll die letzten Betriebswochen stören. Das ist ein unverantwortlicher Sicherheitsrabatt durch die politische Atomaufsicht.
Und: Mit großer Sorge sehen wir natürlich, dass die Front aus CSU, CSU und Teilen der FDP weiterhin für neue Brennelemente und eine komplette Aushebelung des Atomausstiegs trommelt. Erst gestern war Markus Söder bei Lanz wieder voll auf Atomkurs. Diese Attacken sollten wir nach den Erfahrungen der letzten Monate ernst nehmen. Und was die Atomlobby nicht sagt, ist ihre volle Unterstützung für den Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke und Braunkohle-Tagebaue – das sind schließlich dieselben Parteien und Konzerne.
Wir wünschen uns deshalb von RWE auch folgende Aussage: „Der Braunkohle-Abbau im Rheinland hat keine Zukunft – wir werden deshalb kein einziges Haus, keinen einzigen Baum und kein einziges Windrad mehr abreißen.“
Es gibt noch viel zu tun!