Bauliche Mängel am Ahauser Atommüll-Lager – Betreiber gibt zu: Stahlseile stützen Hallendach

Proteste in Gronau bei Krischer-Besuch – Mahnwache gegen Castor-Bauarbeiten in Ahaus

Update 9. Januar: Nach einer Pressemitteilung der Anti-Atomkraft-Initiativen mussten der Betreiber des Ahauser Atommülllagers und die NRW-Landesregierung nun eingestehen, dass tatsächlich mittlerweile Stahlseile „dauerhaft“ das Hallendach der Lagerhalle „verstärken“. Dies sei sogar schon vor knapp vier Jahren passiert, weil es laut NRW-Wirtschaftsministerium „statische Mängel“ gab. Informiert wurde die Öffentlichkeit über diese Mängel und die Baumaßnahmen aber nicht. Kein Wunder, weil der Vorgang belegt, dass die ursprüngliche Hallenkonstruktion den Ansprüchen der Zeit nicht mehr gewachsen ist und deshalb wieder einmal am Konzept rumgedoktort werden musste. Verschleiern lässt sich damit aber nicht, dass die rund 35 Jahre alte Ahauser Atommüll-Lagerhalle halt erheblich in die Jahre gekommen ist und zusammen mit der Lagerhalle in Gorleben heute niemals mehr als Neubau genehmigungsfähig wäre.

Ungeklärt blieb heute die Frage, inwieweit das Hallendach derzeit bereits durchhängt und sich deshalb Wasser auf dem Hallendach in einer Mulde angesammelt hat. Das werden sicherlich wie bei so vielen brisanten Fragen erst die nächsten Monate zeigen. Die NRW-Landesregierung  hat z. B. letztes Jahr sieben Monate gebraucht, um die offensichtliche Castor-Panne im Autobahnkreuz Kaiserberg im November 2023 einzuräumen.

Mit dem Gesamt-Sachverhalt, über den die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ kürzlich unterrichtet worden war, haben mehrere Bürgerinitiativen jetzt in einem Brief die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur konfrontiert, die zugleich Chefin der NRW-Atomaufsicht ist. Die Initiativen wollen wissen, ob diese gravierenden Vorgänge am Atommüll-Lager in Ahaus der NRW-Atomaufsicht bekannt sind, wie sie sie bewertet und welche Maßnahmen ggf. vorgesehen oder schon ergriffen worden sind.

Proteste gab es auch heute beim Besuch von NRW-Verkehrs- und Umweltminister Oliver Krischer in Gronau. Krischer wich der Kritik auch und wollte auch zu den parallel laufenden vorbereitenden Bauarbeiten an zwei Ahauser Kreisverkehren für die 152 Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus keine Stellung nehmen. Vor seiner Minister-Zeit war Krischer in Jülich einer der führenden Castor-Gegner, da er aus dem Nachbarort Düren stammt. Heute sieht er die Probleme auf Bundesebene. Aber auch dort sind die beiden entscheidenden Ministerien für Umwelt und Forschung derzeit beide in grüner Hand …

In Ahaus findet nächsten Montag, 13. Januar, von 9 bis 10 Uhr eine Mahnwache am sog. Tobit-Kreisel (Legdener Str./Schumacher-Ring/Adenauer-Ring)  statt, der für die Castor-Transporte ab Montag mit Billigung der Landesregierung umgebaut werden soll, obwohl noch keine Transportgenehmigung vorliegt. Und am Sonntag, 19. Januar, startet in Ahaus um 14 Uhr der nächste Sonntagsspaziergang ab Rathaus. Ziel ist ebenfalls die Castor-Baustelle am Tobit-Kreisel.

Dass das Ahauser Lager mit seinen Wand- und Deckenstärken von nur 20 cm im oberen Hallenbereich heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr entspricht, haben wir schon seit vielen Jahren immer wieder kritisiert. Alle später errichteten Zwischenlager weisen erheblich dickeres Mauerwerk auf, das zuletzt in Bau befindliche in Lubmin sogar bis zu 180 cm. Wir fordern deshalb insbesondere im Hinblick auf die drohende Langzeitlagerung von Atommüll in Ahaus den Neubau eines modernen Zwischenlagers – ohne dass damit weiterer Atommüll nach Ahaus kommt. So lange die Endlagersuche läuft, muss jeder Atommüll-Standort bestmöglich sicher sein.

Unter den gegebenen Umständen ist jeglicher weitere Antransport von hochradioaktivem Atommüll, wie er aus Jülich und Garching geplant ist, unverantwortlich. Ministerin Neubaur muss sich nunmehr ernsthaft fragen, ob unter den gegebenen Umständen nicht sogar eine Räumungsverfügung für das Ahauser Lager angeordnet werden muss, wie sie für das Atommüll-Lager in Jülich bereits seit 10 Jahren besteht!