Transmutation – unrealistisch und für Brennelemente-Kugeln in Ahaus und Jülich nicht geeignet

Seit Tagen rauscht es durch die Medien: „Atommüll ist kein Problem, können wir wirtschaftlich unschädlich machen und sorgenfrei und billig endlagern.“

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) GmbH hat eine „Umsetzungsstudie über eine beschleunigergetriebene Neutronenquelle am Standort eines ehemaligen Kernkraftwerks zwecks Produktion von Krebsmedikamenten, Fernwärme und geothermischer Energie sowie zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle“ erstellt. Dabei soll mit einer „beschleunigungsgetriebenen Neutronenquelle“ und einer „Verglasungseinheit“ eine Anlage zur Transmutation von Atommüll errichtet werden. Der nationale und internationale Rechtsrahmen erlauben nach der Studie den Bau und Betrieb einer solchen Anlage, obwohl die Sicherheit der Anlage noch nicht abschließend bewertet wurde und sie technologisch nicht unproblematisch ist.

Solche Studien täuschen uns nur eine einfache Problemlösung vor, um vermutlich den Wiedereinstieg in die Atomenergie vorzubereiten. Aber die Probleme und Knackpunkte der Transmutation wurden bisher nicht beleuchtet:

Denn die Anlage besteht nur auf dem Papier. Die entscheidenden Prozesse des oftmals als „Transmutation“ bezeichneten Verfahrens (Partionierung der verschiedenen Atommüllbestandteile & Transmutation / Umwandlung einzelner radioaktiver Stoffe) stehen noch lange nicht als große Anlagen zur Verfügung. Das kann noch 100 – 150 Jahre dauern und befreit uns auch nicht von der Notwendigkeit eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle. Bei der Transmutation bleibt außerdem immer noch Atommüll übrig. Ebenso weitere radioaktive Elemente, die zum Bau von Atomwaffen oder zum Betrieb neuer Atomkraftwerke benutzt werden können.

Ganz zu schweigen von den 600 000 Brennelementkugeln aus dem THTR Hamm-Uentrop, die im Brennelemente Zwischenlager Ahaus (BZA) lagern und den ca. 300 000 BE-Kugeln aus dem AVR-Reaktor in Jülich. Sie werden in der 216 Seiten umfassenden Studie überhaupt nicht erwähnt. Offensichtlich passen diese Kugeln nicht in das Konzept, denn hier ist sind die radioaktiven Stoffe von Graphit umgeben – ohne eine vorherige Trennung, die noch nicht erprobt ist, wäre also selbst bei einer funktionierenden Transmutationsanlage keine Entsorgung dieses Atommülls möglich. Das sieht auch Michael Sailer (Gutachter und Sachverständiger im kerntechnischen Bereich) so: Falls das Ganze überhaupt technisch realisiert werden kann, kann mit der Transmutation nur das behandelt werden, was abgetrennt worden ist. Weil für die Kugeln kein Abtrennverfahren existiert, geht schon deswegen die Transmutation dafür nicht“. Auch das Bundesamt für kerntechnische Entsorgung (BASE) ist skeptisch, was die tatsächliche Umsetzung der Transmutation angeht, denn auch die erforderliche Neutronenquelle existiert noch nicht. Die angeblich hohe Rentabilität durch gleichzeitige Gewinnung von Rohstoffen und Wärme, zeigt, dass es sich dabei eigentlich um einen neuen, noch nicht existierenden Reaktortyp handelt, wie die BASE mitteilt.

Zum Nachlesen bei der FAZ und zur Studie, die sich viel mit juristischen Begrifflichkeiten und Wirtschaftlichkeit beschäftigt, aber nicht mit den offenen Problemen der Technik an und für sich.