Heute Merz und Wüst in Jülich – 13 Uhr Mahnwache vor dem Forschungszentrum

  • Einweihung des Superrechners JUPITER
  • 1970er gescheiterte Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage: JUPITER

  • Scharfe Kritik auch an Bundesumweltministerium

Bundeskanzler Friedrich Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (beide CDU) nehmen heute an der feierlichen Einweihung des ersten europäischen Superrechners „Jupiter“ im Forschungszentrum Jülich teil. Das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich veranstaltet eine Mahnwache, um auf die Atommüllproblematik in Jülich aufmerksam zu machen. Sie beginnt um 13 Uhr vor dem Haupttor des Forschungszentrums an der Wilhelm-Johnen-Straße. Das Aktionsbündnis fordert zusammen mit den Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) einen Verzicht auf die jahrelangen, sinnlosen 152 Transporte des hochradioaktiven Atommülls aus Jülich über marode Autobahnen ins Zwischenlager Ahaus. Zuletzt hatte Ministerpräsident Wüst gesagt, er könne auf jeden Castor-Transport gut verzichten.

Jupiter: Name der gescheiterten Atommüll-Aufarbeitung in Jülich

Das Forschungszentrum Jülich will sein atomares Erbe nicht nur in Form von 152 Castor-Behältern loswerden, sondern auch die Geschichte der eigenen, gescheiterten Atommüllwiederaufarbeitungsanlage überschreiben: Genau wie der neue Super-Computer hieß diese Anlage „JUPITER“ – „Juelich Pilot Plant for Thorium Element Reprocessing“. Die Anlage ging allerdings nie in Betrieb, weil die Brennelemente-kugeln, die nun nach Ahaus gebracht werden sollen, zur Wiederaufarbeitung ungeeignet waren. Dies dürfte nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen auch bei der späteren Endlagerung für Probleme sorgen. Das Forschungszentrum Jülich muss sich endlich seiner Verantwortung für den eigenen Atommüll stellen, statt den Atommüll zu verschieben!

Ahaus – Sackgasse für Jülicher Atommüll

In Ahaus ist weder eine Konditionierung des Jülicher Atommülls möglich noch gibt es eine heiße Zelle für eventuell zukünftig notwendige Untersuchungen des Atommülls. Beides ist auch nicht vorgesehen und rechtlich ausgeschlossen. In Jülich werden hingegen Fakten geschaffen: Die verbliebenen Heißen Zellen befinden sich im Rückbau. Ohne vorherige Klärung der Endlagerfrage machen Atommülltransporte von A nach B keinen Sinn. Der Ministerpräsident trifft diese Woche bereits zum dritten Mal den Bundeskanzler – jetzt muss er sich auf höchster Ebene für einen Stopp des Castor-Wahnsinns einsetzen. Jeder Castor-Transport bringt neue Risiken und auch in Ahaus läuft die Lagergenehmigung schon 2036 aus. Die Politik hat sich hier völlig verrannt und muss aus der Sackgasse raus.

Bundesumweltministerium ignoriert Atommüllprobleme

Scharfe Kritik äußern die Initiativen auch an der Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter (SPD) aus dem Bundesumweltministerium. Sie hatte in der Rheinischen Post gesagt, die Castor-Transporte nach Ahaus seien der „schnellste und sicherste Weg“. Außerdem produziere Deutschland keinen Atommüll mehr. Beides ist sachlich falsch:

Jahrelange Atommülltransporte über die Autobahnen in riesigen Polizei-Konvois sind weder schnell noch sicher, sondern schaffen eine ganz neue Bedrohungslage für NRW. Die Gewerkschaft der Polizei hat das erkannt, das Bundesumweltministerium blendet das völlig aus. Wenige Kilometer nördlich von Ahaus fallen in der Urananreicherungsanlage Gronau jedes Jahr Tausende Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid als radioaktiver Abfall an. Auch angereichertes Uran wird später zu Atommüll, der in einem Castor-Behälter verpackt und zwischengelagert werden muss. Wenn das Bundesumweltministerium also neuen Atommüll vermeiden will, sollte es umgehend die Stilllegung der Urananreicherungsanlage Gronau einleiten. Der Atomausstieg ist noch lange nicht vollendet.

Für den 4. Oktober rufen wir zu einer großen Demonstration in der Innenstadt von Ahaus auf. Bereits am Sonntag hatten 300 Menschen am Zwischenlager in Ahaus protestiert. Weitere Proteste sind in Vorbereitung.