Update 11 Uhr: Krass: Urenco hat gerade im Windschatten der Castor-Probe einen beladenen Uranzug mit 16 Waggons via Münster und Burgsteinfurt nach Gronau geschickt, inkl. Hubschrauberbegleitung. Wurde an mehreren Orten beobachtet und auch erhöhte Strahlung gemessen. Das ist anscheinend der erste Uranzug nach Gronau seit drei Jahren – wir arbeiten an der Aufklärung!
Update 7.30 Uhr: Die Fahrt des Probecastors wurde gestern Nacht zu einer großen Polizeishow: Mehrere Dutzend Einsatzfahrzeuge, Hundertschaften, Sondereinsatzkräfte und ein Hubschrauber begleiteten den LKW über die Autobahnen, in Ahaus warteten weitere zehn. Im Vorfeld gab es in Münster sogar eine Gefährderansprache, hier und da wurde versucht, Leute am Beobachten zu hindern. Dennoch ist die Beobachtung quer durch NRW rundum gelungen, die Repressionsversuche sind gescheitert und die Fahrt konnte lückenlos dokumentiert werden. Der polizeiliche Mega-Einsatz für die Probefahrt zeigt deutlich, dass die Landesregierung und die Polizei spätestens nach der Trecker-Demo am Montag in Ahaus total nervös geworden sind und plötzlich auf Großeinsatz umgeschaltet haben – sowas soll sich nun an 40 bis 60 Einzeltermine über fast zwei Jahre verteilt wiederholen auf den Autobahnen – das ist der Wahnsinn!
Die bisherige Strategie der Geheimhaltung und auch das Transportkonzept sind damit schon jetzt gescheitert. Gestern hieß es wieder einmal „Herr Reul, übernehmen Sie“, weil die Politik versagt. Aber das ersetzt kein zukunftsfähiges Konzept zur sicheren Atommülllagerung der 300 000 Brennelementekugeln in den 152 Jülicher Westcastoren. Deshalb heißt heute morgen unsere Devise weiterhin: „Den Castor stoppen, bevor er losfährt.“ Die Castoren müssen in Jülich bleiben. Dort muss ein längerfristige Lagerung ermöglicht werden, wie es auch der Jülicher Bürgermeister vorschlägt.
In der kommenden Nacht (Mittwoch auf Donnerstag) wird der leere Probecastor wieder zurückfahren von Ahaus nach Jülich (mit weniger Polizei) und am 21.11. steht der nächste große leere Blaulicht-Probecastor an. Dazu sind in Jülich und Ahaus weitere Proteste geplant – macht mit, gemeinsam werden wir den Atommüll-Wahnsinn quer durch NRW stoppen!
Und hier die Details von heute Nacht: Um 22:06 Uhr ist der Probecastor mit einem Großaufgebot der Polizei am Forschungszentrum Jülich gestartet. Über die B56 bis zur A44 hat er ca. 30 Minuten gebraucht. Von dort ging es über die A44 und dann die A46 zur A57 Richtung Krefeld. Um 23:29 Uhr ging es auf der A44 über den Rhein und durch den Düsseldorf Flughafentunnel. Um 23:49 war der große Konvoi auf der A52 Richtung Kreuz Breitscheid/ Oberhausen. Ab 0.00 Uhr ist der Probe-Castor auf der A3 Richtung Oberhausen unterwegs. Überraschend dann bei Kaiserberg ein Umweg über die A 40, die A 59 und dann die A42 zurück zur A3. Von dort ab ca. 0.45 Uhr bei Bottrop auf die A31. Ankunft in Ahaus dann kurz nach 2 Uhr – plus 40 Min. Rangierzeit im Eingangsbereich des Zwischenlagers.
Offiziell heißt es aus Düsseldorf „noch nix entschieden, alles nur Probe“, aber die Realität sah gestern Nacht anders aus: Weil die grüne Wirtschaftsministerin Neubaur anscheinend nicht weiter weiß, schickt sie ihren Koalitionskollegen Reul von der CDU los, die Dinge nach altbekanntem Muster polizeilich zu lösen. Das erinnert sehr an Lützerath und das reicht uns definitiv nicht. Die BI Ahaus sprach in der Nacht von einer „Zirkusveranstaltung“. Wir fordern von der für Atomfragen zuständigen Ministerin, die Räumungsanordnung für das jetzige Atommülllager in Jülich zurückzunehmen und dann erstmal alle Verfahrensbeteiligten – von Bund, Land, Forschungszentrum sowie den Städten Jülich und Ahaus – erstmals an einen Tisch für ein Spitzengespräch zu holen. Das hat in 15 Jahren Diskussion noch nie stattgefunden – wird jetzt aber dringend Zeit. Die Uhren müssen wieder auf Null gestellt werden, um eine bessere Lösung für die Atommülllagerung in Jülich zu organisieren – Castor-Transporte nach Ahaus lösen das Atommüll-Problem jedenfalls nicht:
In Ahaus gibt es keine Reparturmöglichkeiten für defekte Castoren, die Lagerungsgenehmigung läuft auch schon in 13 Jahren aus, Sicherheit gegen Flugzeugabstürze gibt es auch hier nicht, das Lager zählt zu den ältesten der Republik, vor einer möglichen Endlagerung muss der Atommüll ohnehin nochmal neu verpackt werden (was aber nicht in Ahaus geht) und es hängt noch immer eine Klage der Stadt Ahaus gegen die Einlagerungsgenehmigung des Bundesamtes BASE beim OVG Münster an – die Realität spricht gegen Transporte nach Ahaus. Aber was kümmert das das Forschungszentrum Jülich, die Bundesregierung und die Landesregierung? Wie schon in Lützerath oder früher in Gorleben heißt es erneut: Voll egal, einfach mit dem Kopf durch die Wand – nicht mit uns!