Ca. 350 Menschen folgten dem Aufruf von ca. 40 Initiativen und Verbände zur überregionalen Anti-Atom-Demonstration in Lingen unter dem Motto „Atom und Kohle die rote Karte zeigen“. Sie ließen sich auch nicht von der Polizei, teilweise in Kampfmontur provozieren oder einschüchtern, sondern machten Ihre Forderungen lautstark deutlich. Zentrale Forderungen waren die sofortige Stilllegung des RWE-Atomkraftwerks und der EdF-Brennelementefabrik in Lingen sowie der in der Nähe befindlichen Urananreicherungsanlagen des Urenco-Konzerns in Gronau/Westfalen und Almelo (NL). Zugleich fordern die Initiativen und Verbände eine konsequente und umgehende Energiewende weg von der Kohleverstromung und ohne weiteren Braunkohleabbau.
Leider sieht die Realität ganz anders aus: Letzte Woche hat sich in Lingen im Emsland wieder ein „meldepflichtiges Ereignis“ im von RWE betriebenen AKW Lingen 2 (Emsland) ereignet. Die Exporte aus der Brennelementefabrik von EdF gehen weiter und EdF soll in Frankreich sogar sechs neue AKW bauen. Zudem hat RWE just in dieser Woche wieder das Kohlekraftwerk im benachbarten Ibbenbüren in Betrieb genommen – und setzt damit klimapolitisch das völlig falsche Signal.
Von den beiden Uranfabriken in Lingen und Gronau werden nach wie vor zahlreiche Atomkraftwerke weltweit mit angereichertem Uran und mit Brennelementen beliefert, darunter Tihange und Doel in Belgien, aber auch Borssele in den Niederlanden. Diese Exporte an alternde Risikoreaktoren sind nicht hinnehmbar. Auch AtomkraftgegnerInnen aus den Niederlanden und Belgien reisten zur Demo an. Die DemonstrantInnen verurteilten auch die neuen unverantwortlichen Exporte von Uranmüll von Gronau nach Russland und riefen zu neuen Protesten gegen den nächsten Urantransport am Montag, 28.10.2019, auf. Die Atommüllproduktion in den Uranfabriken diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze muss sofort gestoppt werden.
Scharf kritisierten die AtomkraftgegnerInnen die beiden Atomkonzerne RWE und EdF: RWE hängt sich gerne ein grünes Mäntelchen um, doch in Lingen bleibt RWE ein uneinsichtiger Atomkonzern, der auch erste Risse im AKW einfach ignoriert. In
Ibbenbüren, im Hambacher Forst und in Garzweiler setzt RWE zudem ohne Rücksicht weiter auf Kohlestrom und dabei auch auf Zwangsumsiedlungen. Die staatliche EdF hingegen ist mit der Brennelementefabrik in Lingen der ausführende Arm der
französischen Atompolitik. Ob neue Atomkraftwerke in Frankreich oder frische Brennelemente für wacklige Altreaktoren aus Lingen – EdF torpediert den Atomausstieg in Deutschland und Europa.
Redebeiträge gab es vom Elternverein Restrisiko Emsland, – Don’t nuke the Climate, AG Schacht Konrad, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, Stop Tihange, Fridays for Future Münster, IPPNW, Klimagruppe Emsland und Aachener Aktionsbündnis gegen Atomanlagen (AAA).
Dank auch für die gute Musik von Liedermacher Gerd Schinkel, von der Band „Riot at the Moonshine Bar“ und von der
Trommelgruppe „Xamba“ aus dem Wendland und drum herum. Und natürlich mal wieder ein Riesen-Lob an die VolkXküche Schüttorf.